Tourenguides, Tourendatenbanken und sonstige Tourenbeschreibungen verleihen in ihrem Kategorisierungsdrang gerne das Prädikat „geeignet als Snowboardtour“, oder sprechen einer Tour selbige Eigenschaft ab. Nach meiner Erfahrung ist diese Bewertung oft schwer nachzuvollziehen. In der Kategorie Tourenbeschreibungen in diesem Blog finden sich eine Vielzahl von an verschiedenen Stellen als snowboarduntauglich beschriebenen Touren, die ich mit Splitboard oder Aufstiegsschiern gemacht habe, ohne dabei unter meiner Sportgerätwahl gelitten zu haben oder meinen be-schi-ten Tourenfreunden zur Last gefallen wäre.
Wie schaut es aber generell mit der Eignung des Snowboards für Touren aus? Unterm Strich gewinnen sicher die Schi, aufgrund folgender (möglicherweise nicht vollständig aufgelisteter) Eigenschaften:
- Gewicht der Ausrüstung
Egal welche Optimierungen man vornimmt, gegen gut ausgerüstete Schitourengeher wird man mit dem Snowboard (bei welcher Aufstiegshilfe auch immer) das Nachsehen haben. - Beweglichkeit im Gelände
Mit angeschnallten Schi hat man beispielsweise in einem steilen, hartgefrorenen Hang sicher besseren Halt und bessere Möglichkeit, ohne Abschnallen ein paar Meter aufzusteigen, als mit dem Snowboard an den Beinen. Auch ist die Vorstellung, als Snowboarder einen Spaltensturz eines Seilpartners bei der Abfahrt „aufzufangen“ nicht sehr erfreulich.
Auch beim Aufstieg können die von den meisten Snowboardern (mich eingeschlossen) verwendeten Softboots mit ihren verhältnismäßig weichen Sohlen und wenig Steifheit bei Passagen, die sich Aufgrund von Steilheit oder Beschaffenheit (Fels & Eis) nicht mit Aufstiegsschiern oder dem geteilten Splitboard meistern lassen, von großem Nachteil sein. - Materialkosten
Von 1000-Euro-Karbonschischuhen einmal abgesehen lässt sich eine brauchbare Schitourenausrüstung um einiges günstiger erwerben als eine Grundausstattung zum Snowboard-Tourengehen. - Höhere Verbreitung
Die ungleich höhere Verbreitung des Tourengehens mit Schiern garantiert neben dem niedrigeren Preis (besonders am Gebrauchtmarkt) auch die bessere Verfügbarkeit von Ausrüstung sowie höheren Innovationsdruck auf die (viel zahlreicheren) Hersteller. Verliert man beispielsweise ein Splitboard-Harscheisen oder vergisst man am Weg zur Schitour ein Fell kann es mitunter schwer sein, ein solches schnell aufzutreiben.
Das gesagt, sollte man sich aber keinesfalls entmutigen lassen, mit dem Snowboard auf Berge zu steigen. Das Abfahrtsvergnügen mit Schiern und Snowboard lässt sich schwer objektiv vergleichen oder abwägen – ich würde aber keinesfalls tauschen wollen 😉
patrick
Schöner Beitrag, dem ich weitestgehend zustimme.
Jedoch gewinnt bei mir der Ski hauptsächlich auf Grund des Punktes: „Beweglichkeit im Gelände.
Die Punkte „Materialkosten“ und „Gewicht“ fallen bei ceteris paribus Bedingungen und einem abwartsorientierten Stil weg, denn dann sind die Ski mindestens 100 mm breit unter der Bindung, eine stabile Skitourenbindung ala Duke und ein abfahrtsorientierter Schuh wie die neuen Black Diamond kratzen zudem am Budget und am Gewichtsplus.
ps: übrigens: sehr ansprechender Blog
lg
patrick